Donnerstag, 15.06.2023
Sorgen um das Ersparte
Immobilien, Gold, Aktien und Fonds gelten bei Sparern als inflationssicher
Eins haben Lebensmittel, Bekleidung, Energie und Wasser derzeit gemeinsam: Die Preise steigen und steigen. Die meisten Bundesbürger gehen davon aus, dass das erst einmal so bleiben wird. Sie fürchten nicht nur eine weiter steigende Inflation und damit höhere Lebenshaltungskosten. Sie machen sich auch Sorgen um ihre Ersparnisse. Wie gehen Sparer mit der Situation um, und welche Geldanlagen präferieren Sie aktuell?
Aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten haben viele Menschen hierzulande kein Geld mehr zum Sparen übrig. Wer es sich noch leisten kann, spart weiter. Und ein Teil der Sparer nimmt sich vor, jetzt sogar noch mehr zu sparen. Zu diesem Ergebnis kam eine Befragung von über 1.000 Menschen im Alter von 20 bis 59 Jahren, die Union Investment in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Forsa im Februar 2023 durchgeführt hat.
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Sparguthaben verliert an Wert
Dass eine Inflation am Ersparten nagt, ist hinlänglich bekannt: Das Geld auf dem Konto wird zwar nicht weniger, aber es wird weniger wert. Das heißt konkret: Von dem Ersparten kann man sich jetzt weniger kaufen als noch vor einem Jahr, weil die Preise gestiegen sind. Im April ist die Inflation in Deutschland zwar auf 7,2 Prozent gesunken, nach 7,4 Prozent im März und je 8,7 Prozent im Januar und Februar. Doch die Belastung der Bundesbürger bleibt enorm hoch. Lebensmittel sind mittlerweile die Preistreiber Nummer eins. Schnittkäse beispielsweise verteuerte sich im März 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 51 Prozent. Und die Preise für Strom, Gas und andere Brennstoffe sind im gleichen Zeitraum um 21,9 Prozent gestiegen. Laut dem offiziellen Verbraucherpreisindex mussten die Deutschen in den letzten zwei Jahren mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von über 14 Prozent klarkommen. Die Stimmung hellt sich aber langsam wieder auf. Auch die Befragten der Studie blicken zunehmend zuversichtlicher in die Zukunft: So meinten noch vor einem Jahr fast alle Deutschen (98 Prozent), dass die Preise weiter steigen werden. Heute sind nur noch 79 Prozent der Befragten dieser Meinung und 13 Prozent sind davon überzeugt, dass die Preise jetzt konstant bleiben werden.
Interessant dabei ist auch, dass sich unter den Befragten, die mit weiter steigenden Preisen rechnen, drei Viertel (76 Prozent) um den sinkenden Wert ihrer Ersparnisse sorgen und 22 Prozent sich momentan nicht den Kopf wegen ihres Geldes zerbrechen.

Trotz höherer Lebenshaltungskosten halten Deutsche am Sparen fest
Hohe Inflation und eine ungewisse Wirtschaftslage – die Zeiten waren für Sparer schon einfacher. Doch gerade in unsicheren Zeiten sparen Menschen ganz besonders leidenschaftlich. Das hat eine psychologische Studie kürzlich herausgefunden: Wer sich unsicher fühlt, der spart mehr. Auf diese Weise wollen Menschen sich und ihre Zukunft absichern. Und das gilt weltweit. In Indien beispielsweise sparen 94 Prozent der Bevölkerung, in Kanada 81 Prozent, in Frankreich 80 Prozent, in den USA 76 Prozent und in Großbritannien 74 Prozent.
Und wie sieht es in Deutschland aus? Trotz erhöhter Alltagskosten und Sorgen um den Werterhalt der eigenen Geldanlagen sparen derzeit 70 Prozent fleißig und regelmäßig. Allerdings können 14 Prozent der Befragten derzeit kaum Geld zurücklegen, weil die Lebenshaltungskosten einen großen Teil des Einkommens verschlingen. Von denjenigen, die regelmäßig sparen, schafft es knapp ein Drittel (31 Prozent) monatlich 100 bis 250 Euro zu sparen und gut vier von zehn der Befragten (42 Prozent) legen sogar mehr als 250 Euro im Monat auf die hohe Kante. Ein Viertel aller Befragten (24 Prozent) will demnächst sogar noch mehr Geld zur Seite legen.
In Krisenzeiten sparen die Bundesbürger
In unsicheren Zeiten beruhigt der Gedanke an Rücklagen. Aber auch die mangelnden Konsummöglichkeiten im Lockdown führten dazu, dass die Sparquote der Deutschen im ersten Corona-Jahr (2020) einen historischen Rekordwert von 16,4 Prozent erreichen konnte. Im vergangenen Jahr lag der Wert immerhin noch bei 11,4 Prozent. Das heißt: Obwohl es vielen Haushalten aufgrund der hohen Energie- und Lebensmittelpreise schwerfällt, Geld zur Seite zu legen, haben die Menschen in Deutschland im Jahr 2022 je 100 Euro verfügbarem Einkommen durchschnittlich 11,40 Euro gespart. So konnten die Bundesbürger ihre immens hohen Geldvermögen im vergangenen Jahr nochmals um 2 Prozent vermehren: auf fast 8 Billionen Euro insgesamt.
Sparen mit Zinsen: immer noch ein Verlustgeschäft
Der Leitzins wurde am 4. Mai 2023 zum siebten Mal in Folge angehoben, auf jetzt 3,75 Prozent. Das bedeutet, dass Sparer jetzt wieder mehr Zinsen für ihr Erspartes bekommen. Aber so richtig aufatmen können Anleger leider noch nicht: Die Zinsen können die Wertminderung durch die Inflation bisher nämlich nicht ausgleichen, sondern nur abmildern. Die Rede ist vom Realzins: In diesem Fall der Prozentsatz, der von den eingenommenen Zinsen übrig bleibt, wenn der Inflationswert abgezogen wird. Ein Beispiel verdeutlicht das Dilemma schnell: Marie hat 100 Euro auf ihrem Tagesgeldkonto gespart und bekommt 3 Euro Zinsen im Jahr dafür. Die Inflation schlägt aber mit 7 Prozent zu Buche. Das bedeutet, dass Marie am Ende des Jahres einen Wertverlust ihres Ersparten von 4 Prozent hinnehmen muss. Dieser Effekt des negativen Realzinses ist vielen Sparern gar nicht bewusst. Laut der Umfrage haben rund zwei Drittel (66 Prozent) den Begriff Realzins zwar schon mal gehört, aber davon glauben mehr als die Hälfte (54 Prozent) nur ganz grob zu wissen, was ein Realzins überhaupt ist. Und jeder Fünfte (21 Prozent) von ihnen kann mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen. Dennoch rechnen 60 Prozent der Befragten damit, dass die Inflation ihre Zinsgewinne auffrisst. Trotz des momentan negativen Realzinses ist dennoch jeder Vierte (27 Prozent) der Meinung, dass seine Zinsgewinne die Inflationsverluste ausgleichen.
Wie lässt sich der Inflation etwas entgegensetzen?
Gegen die Inflation können Sparer leider nichts machen. Die Geldentwertung kann aber durch geeignete Geldanlagen abgemildert werden. Die Frage lautet also: Wie kann der Wert des Ersparten gerettet werden? 66 Prozent der Befragten meinen, dass eine Geldanlage in Immobilien der beste Schutz gegen Inflation ist. Gold steht ebenfalls hoch im Kurs: 60 Prozent halten das Edelmetall für inflationssicher. Investmentfonds und Aktien sind für 31 beziehungsweise 30 Prozent der Befragten ein guter Schutz vor Geldentwertung.
Mit Investmentfonds steht Sparern ein breites Anlagespektrum zur Verfügung. So gibt es Immobilienfonds, die in Immobilien investieren, andere Fonds konzentrieren sich auf Rohstoffe oder Anleihen. Eine Investition ist schon mit kleineren Geldbeträgen möglich. Gleichzeitig werden die Ersparnisse breit gestreut. Welche Fonds es gibt und wie diese zu den jeweiligen Anlagezielen passen, dazu beraten Sie gerne die Profis aus den genossenschaftlichen Banken.
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