Mittwoch, 13.09.2023
Generation Aktie
Junge Anleger haben die Börse für sich entdeckt
Inflation, Armut, soziale Ungleichheit und Klimawandel – diese Themenfelder bereiten den Bundesbürgern aktuell die größten Sorgen. So das Ergebnis einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Isos. Daher ist es kein Wunder, dass Sparer jeden Alters nach geeigneten Geldanlagen suchen, um sich finanziell abzusichern: In Krisenzeiten sind vor allem Sachwerte wie Aktien, Fonds, Edelmetalle und Immobilien bei Anlegern gefragt.
Was dabei auffällt: Viele junge Menschen haben das Wertpapiergeschäft für sich entdeckt. Die neue Börsengeneration unterscheidet sich dabei teilweise von ihren Eltern, wenn es um die Geldanlage geht. Die jungen Erwachsenen investieren zum Teil sehr viel riskanter, sind selbstbewusster bezüglich ihres Finanzwissens und schichten ihre Anlagen öfter um. Aber sie sind im Durchschnitt ebenso wachstumsorientiert, legen Wert auf Nachhaltigkeit und bevorzugen den guten, alten Fondssparplan. Dabei geht es der Generation Aktie vor allem um einen langfristigen Vermögensaufbau und ihre Altersvorsorge. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie zur neuen deutschen Aktienkultur, die Union Investment in Auftrag gegeben hat.
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Wer gehört zu den Generationen Y und Z?
Die Generation Y (GenY) – auch Millennials genannt – hat den Internetboom und die Globalisierung bewusst erlebt und ist heute zwischen 25 und 44 Jahre alt. Generation Z (GenZ) – auch Generation YouTube genannt – hat die Digitalisierung in ihren Alltag integriert und ist heute bis 24 Jahre alt. Unter dem Begriff Generation Aktie werden GenY und GenZ zusammengefasst. Gemeint sind also Anleger, die unter 44 Jahre alt sind.

Tschüss Sparkonten: Generation Y und Z setzen auf Chancen
Seit Beginn der Coronapandemie haben die Aktienmärkte insgesamt an Bedeutung gewonnen: Der Anteil der Deutschen, der Chancen an der Börse sieht, ist sprunghaft von 25 Prozent (2020) auf 30 Prozent (Juni 2022) gestiegen. Diese Steigerung ist fast ausschließlich den Generationen Y und Z zuzuschreiben. Rund 3,2 Millionen junge Anleger in Deutschland investieren heute ihr Geld an der Börse. Allein in den letzten zwei Jahren sind rund eine Million dazugekommen. Fast zwei Drittel (62,4 Prozent) davon waren in den letzten drei Jahren sogar zum ersten Mal am Kapitalmarkt aktiv. Allein im ersten Coronajahr 2020, so das Deutsche Aktieninstitut (DAI), haben sich 600.000 junge Deutsche erstmals auf das Börsenparkett gewagt. Im Vergleich zum Vorjahr war das eine Steigerung von fast 70 Prozent. Mehr als die Hälfte (56,2 Prozent) der Sparer aus GenY und GenZ haben die pandemiebedingten Kurseinbrüche als Chance für einen Einstieg in den Kapitalmarkt gesehen und für jeden Dritten (32,2 Prozent) war die Pandemie der Startschuss für ihre ersten Wertpapiergeschäfte.
Ein Teil der jungen Börsianer investiert hochriskant
Die Generation Aktie ist nicht nur neu an der Börse, sondern auch mutig. So investiert sie zum Beispiel überdurchschnittlich in Krypto-Währungen und Derivate. Nach der Studie zur neuen deutschen Aktienkultur hat vor allem die GenZ einen enormen Risikoappetit beim Geldanlegen: 7,2 Prozent stufen sich selbst als spekulative Anleger ein. Das sind doppelt so viele wie bei der GenY (3,9 Prozent). Keine andere Generation, die am Kapitalmarkt investiert ist, setzt so stark auf Spekulation und Risiko. Kein Wunder also, dass fast 60 Prozent der GenZ der Aussage zustimmen, dass Finanzmärkte die Mutigen belohnen.
Stellenwert von Rendite und Umweltaspekten
Mehr als die Hälfte – 52,2 Prozent der GenZ und 62,5 Prozent der GenY – findet es wichtig, dass ethische, soziale und ökologische Aspekte bei den Investoren an Bedeutung gewinnen, doch nur rund ein Drittel ist tatsächlich in nachhaltige Aktien- oder Aktienfonds investiert: 30,2 Prozent der GenZ und 35,7 Prozent der GenY. Das entspricht den durchschnittlichen Werten aller Privatanleger. Und für fast die Hälfte (46,4 Prozent) der GenZ geht die Rendite einer Aktien- oder Aktienfondsanlage vor. Der GenY hingegen ist das umweltbewusste Wirtschaften etwas wichtiger: Für nur ein Drittel (31,2 Prozent) hat die Rendite einer Geldanlage oberste Priorität.
Trotzdem spielen die nachhaltigen Werte für die neuen Generationen an der Börse eine größere Rolle, als sich zunächst vermuten lässt. Denn gesetzt den Fall, dass sich herausstellen sollte, dass ein Unternehmen, in das die Generation Aktie investiert ist, die Kriterien des umweltbewussten Wirtschaftens verletzt, würde sich fast die Hälfte der Börsenneulinge von der Aktie trennen. Die Rendite spielt dann kaum noch eine Rolle. In einem solchen Fall würde sich die junge GenZ mit 44,2 Prozent sogar konsequenter als die GenY (41,3 Prozent) von ihrer Investition in Unternehmen trennen, die Nachhaltigkeitsvorgaben nicht einhalten.
Eine Umfrage von YouGov bestätigt das Ergebnis der aktuellen Studie zur neuen Aktienkultur: Den Börsenneulingen geht es im Durchschnitt nicht allein um die Performance. Demnach können sich 44 Prozent der jungen Befragten vorstellen, in nachhaltige Kapitalanlagen zu investieren. Bei gleicher Sicherheit und Rendite würden sogar mehr als zwei Drittel der Generationen Y und Z eine ethisch und ökologisch korrekte Geldanlage anderen Finanzprodukten vorziehen.
Junge Anleger informieren sich häufig im Internet
Die technologieaffinen Generationen Y und Z wissen die digitalen Informationsangebote und Ordermöglichkeiten zu nutzen. So verbringt die GenZ durchschnittlich 3,5 Stunden täglich im Internet. Daher ist der starke Zuwachs junger Menschen an der Börse laut dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) auch der Digitalisierung von Finanzgeschäften zuzuschreiben. Durch die audiovisuelle Aufbereitung der Fachinformationen und der Orderangebote ist das Wertpapiergeschäft immens vereinfacht worden: Informationen sind überall zu finden, Fondssparpläne sind schnell eingerichtet, Aktien oder Fonds ebenso schnell gekauft und verkauft. Und das zu jeder Tageszeit und an jedem Ort.
Die dunkle Seite der Medaille aber ist, dass es auch bei Finanzinformationen aus dem Internet auf die Quelle ankommt. Und nicht jeder Youtuber, der beispielsweise vorgibt an der Börse erfolgreich zu sein, gibt unbedingt gute und uneigennützige Tipps an seine Fans weiter.
Das Studienergebnis zeigt allerdings, dass für fast die Hälfte (47,1 Prozent) der jungen Börsianer aber gerade Menschen, die schnell zu einem großen Vermögen gekommen sind oder dies vorgeben, Vorbilder sind – von deren Anlageentscheidungen man lernen kann. Dieser Aussage stimmt die etwas ältere GenY immerhin noch mit 38,8 Prozent zu.

Fonds, Aktien und Sparpläne bevorzugt
Fonds sind mit Abstand die beliebtesten Anlageprodukte (82,3 Prozent) der jungen Anleger. Einzelaktien erreichen mit 65,1 Prozent in der Beliebtheitsskala nur Rang zwei. Mehr als die Hälfte investiert in zwei bis drei Fonds (52,3 Prozent), 21,4 Prozent in vier oder fünf und knapp 9,8 Prozent sogar in sechs bis zehn verschiedene Fonds. 70 Prozent der Generation Aktie investieren regelmäßig – und zwar in Sparpläne. Bei der Auswahl berücksichtigen sie auch hier vorwiegend die Kursentwicklung und die Kennzahlen des Unternehmens.
Leitmotive sind langfristiger Vermögensaufbau und die Altersvorsorge
Trotz der Spekulationsfreude und der Lust auf „das schnelle Geld“ an der Börse, ist für die Mehrheit der Junganleger (76,5 Prozent) der langfristige Vermögensaufbau das vorrangige Ziel ihrer Investitionen an der Börse. Selbst in der GenZ hat jeder Fünfte in den letzten zwölf Monaten mindestens 75 Prozent des Gesamtbetrags, der in Investmentfonds angelegt wurde, in einen Sparplan eingezahlt. Rund Zweidrittel (62,7 Prozent) wollen durch ihr Investment das niedrige Zinsniveau und die hohen Inflationsraten kompensieren. Mehr als die Hälfte (56,2 Prozent) haben beim Investieren ihre Altersvorsorge im Sinn, so das Ergebnis einer Studie der Universität Leipzig.
Union Investment stellt fundierte Informationen zu Themen wie Geldanlage, Finanzen und Fonds sowohl hier im Blog als auch auf unserer Internetseite zur Verfügung. Auch der Kauf und Verkauf von Fondsanteilen ist online über das UnionDepot möglich. Union Investment ist Teil der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Eine ausführliche und persönliche Beratung erhalten Interessenten und Anleger in den genossenschaftlichen Banken vor Ort.
Gibt es eine neue Aktienkultur?
Die Einstellung zu Geldanlagen in Aktien und Fonds scheint sich geändert zu haben. Im Generationenvergleich geht die Generation Aktie deutlich unkomplizierter und ohne große Berührungsängste an den Kapitalmarkt heran: Aktien und Investmentfonds gehören für die jungen Investoren zum Vermögensaufbau ganz selbstverständlich dazu. Das in Teilen fehlende Fachwissen und der stets verfügbare Internethandel können allerdings zu spontanen Fehlentscheidungen führen, die sich negativ auf die Rendite auswirken können. In der Summe kann von einer regelrechten Evolution des Sparens gesprochen werden, die dazu beitragen kann, der Geldentwertung durch Inflation wirksam entgegenzuwirken.
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