Mittwoch, 23.10.2019
Was ist Rezession?
Der Begriff taucht immer wieder in den Nachrichten auf. Was steckt dahinter?
In der Weltwirtschaft geht es rund: Im Handelskonflikt zwischen den USA und China ist keine Lösung in Sicht. Mehrere internationale Handelsverträge wurden durch US-Präsident Donald Trump aufgekündigt. Ein globaler freier Handel, wie er in den vergangenen 30 Jahren betrieben wurde, wird durch die Androhung und tatsächliche Erhebung von Strafzöllen immer mehr behindert. Das hat auch Auswirkungen auf die Europäische Union. Besonders die deutsche Wirtschaft leidet darunter, da sie traditionell viel Geschäft mit der Ausfuhr deutscher Industriegüter macht. Sinkende Absatzzahlen lassen bei vielen die Sorgen vor einer „Rezession“ wachsen.
Was ist die ursprüngliche Bedeutung?
Der Begriff „Rezession“ stammt aus dem Lateinischen, der Sprache der alten Römer, und bedeutet „Rückgang“. Experten sprechen von einer Rezession, wenn die Gesamtwirtschaft nicht mehr wächst, sondern über mindestens ein halbes Jahr (zwei Quartale) schrumpft.
Wie Abschwung entstehen kann
Waren und Dienstleistungen werden hergestellt oder erbracht und verkauft. Mit dem Geld werden erneut neue Waren gekauft. Wenn dieser Kreislauf funktioniert, geht es der Wirtschaft gut. Der derzeitige Handelskonflikt ist jedoch zu einer Belastung für diesen Kreislauf geworden. Das zeigt sich am Beispiel des Maschinenbaus: Er gilt als eine der deutschen Schlüsselbranchen und verdankt seine Stellung dem hervorragenden weltweiten Ruf von Produkten „Made in Germany“. Seit einigen Monaten schauen viele der metallverarbeitenden Betriebe zunehmend weniger optimistisch in die Zukunft. Die bisherigen Abnehmer sind durch den Handelskonflikt verunsichert und investieren weniger. In der Folge sind auch die Aufträge für deutsche Maschinen wie Förderanlagen, Werkzeugmaschinen oder Luft- und Raumfahrttechnik zurückgegangen.
Verkauft ein Unternehmen weniger Anlagen als geplant, muss es die Produktion drosseln und bei den Investitionen sparen. In der Folge wird unter anderem weniger Stahl für die Verarbeitung benötigt, und möglicherweise muss auf Kurzarbeit umgestellt oder es müssen sogar Stellen abgebaut werden. Die Zulieferer von Stahl verdienen nun ebenfalls weniger Geld, was sich negativ auf deren Produktion und Mitarbeiter auswirkt. Die Mitarbeiter des Maschinenbauers und seines Zulieferers bringen weniger Lohn nach Hause. Sie und ihre Familien können dadurch häufig weniger konsumieren. Weniger Anschaffungen, weniger Reisen, weniger Restaurantbesuche, weniger Kinovergnügen bringen auch andere Branchen in Probleme. So können andere Wirtschaftsbereiche von der Krise angesteckt werden, woraus im schlimmsten Fall ein Abschwung oder eben auch eine Rezession entstehen kann.
Rezessionen der Vergangenheit
Rezessionen sind in der Regel zeitlich begrenzt. Die Bundesrepublik Deutschland hat in den vergangenen 60 Jahren nur sechs Rezessionen erlebt: 1966, 1973, 1980, 1991, 2001 und 2008. Diese Phasen des wirtschaftlichen Abschwungs dauerten zwischen zwölf und 40 Monate. Die Zeiten danach waren immer wieder von Wachstum geprägt.

Wo Schatten ist, ist auch Licht
Wenn Deutschland in eine Rezession geraten sollte, hätte dies zwar sehr viele negative Folgen. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass diese Phasen des Abschwungs aber immer zeitlich begrenzt waren. In gewisser Weise kann eine solche Krise auch eine Chance sein, weil betroffene Branchen durch eine Rezession gezwungen sind, einen möglicherweise längst notwendigen Strukturwandel zu vollziehen. Das heißt beispielsweise, dass sie neue Absatzmärkte erschließen oder neue Produkte entwickeln müssen. Dieser Prozess ist häufig schmerzhaft, aber er hilft unter Umständen dabei, dass Unternehmen auch wieder wettbewerbsfähig werden.
Noch sind es nur Wachstumssorgen
Ob es in Deutschland wirklich zu einer Rezession kommt, steht aber noch gar nicht fest. Dies hängt von vielen Faktoren ab. Derzeit gibt es Wirtschaftsbereiche, die Wachstum aufweisen, wie der private Konsum oder die Baubranche. Diese stützen das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Sollte die Wirtschaft allerdings im dritten Quartal 2019 ebenso geschrumpft sein wie im Quartal zuvor, befände sich Deutschland in einer Rezession. Der Staat ist aber bestrebt, im Rahmen seiner Möglichkeiten gegenzusteuern. Zu den möglichen Maßnahmen, um das Wachstum anzukurbeln, können unter anderem Steuersenkungen, Investitionsprogramme und neue Außenhandelsabkommen zählen.
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