Mittwoch, 05.04.2023
Stabilität für das Depot
Was sind Rentenfonds und wie funktionieren sie?
Der Zinsanstieg in Europa von 0 auf 3,5 Prozent seit dem Sommer 2022 hat dafür gesorgt, dass Rentenfonds wieder deutlich höhere Renditen bieten als während der Nullzinsphase, die 2016 begonnen hatte. Das macht Rentenfonds für Anleger wieder interessanter. Warum? Bei Rentenfonds setzt sich die Rendite vor allem aus Zinszahlungen, aber auch aus möglichen Kursgewinnen zusammen. In diesem Beitrag soll das Wechselspiel von Zinsen und Kursen bei Rentenfonds erklärt werden. Um die Zusammenhänge besser zu verstehen, erläutern wir auch, was Rentenfonds überhaupt sind, wie sie funktionieren, und warum Rentenfonds als Beimischung im Depot sinnvoll sein können.
Was bedeutet Kupon?
Mit einem Kupon wird die Höhe der Verzinsung bei Anleihen verbrieft. Meist wird der Zinssatz in Prozent pro Jahr auf die Höhe des verliehenen Geldes, den Nominalwert, festgesetzt. Der Begriff selbst stammt noch aus der Zeit, in der Anleihen auf Papier ausgedruckt wurden. Dazu bekamen die Kreditgeber einen Bogen mit abreißbaren Zinskupons. Diese wurden dann gegen Abgabe bei der Bank ausgezahlt.
Was sind Rentenfonds?
Das Wort „Rente“ hat seinen Ursprung in einem altfranzösischen Verb, das so viel wie „wiedergeben“ oder „erstatten“ bedeutete. Mit der gesetzlichen Altersrente haben Rentenfonds aber nichts zu tun: „Rente“ steht hier – angelehnt an seinen Ursprung – für regelmäßige Zinszahlungen. Wie bei einem Aktienfonds werden auch beim Rentenfonds einzelne Wertpapiere in einem Korb zusammengepackt. Allerdings wird hier nicht in Aktien investiert, sondern in festverzinsliche Wertpapiere, auch Anleihen genannt. Etwas irritierend ist vielleicht, dass die Anleihe viele Namen hat. Begriffe wie Rentenpapier, Schuldverschreibung, Obligation oder Bonds (englisch) meinen alle das Gleiche.
Mit einem Rentenfonds kauft der Anleger also keine Firmenanteile, sondern verleiht sein Geld wie bei einem Darlehen. Dafür bekommt er regelmäßig Zinszahlungen (Kupon). Auf diese Weise finanzieren beispielsweise Staaten einen Teil ihres Haushalts und Unternehmen beschaffen sich Kapital für Investitionen – als Alternative zu einem Bankkredit. Erträge lassen sich aber nicht nur durch die feste Verzinsung erzielen. Anleihen und Rentenfonds werden auch an der Börse gehandelt, sie haben also einen Kurs, der ebenfalls die Rendite beeinflusst. Während Aktienkurse den Wert eines Anteils in Euro (oder einer anderen Währung) beschreiben, werden Anleihekurse in Prozenten dargestellt. Einzelne Anleihen haben in der Regel eine Laufzeitbegrenzung, sie starten normalerweise bei einem Wert von 100 Prozent und enden auch wieder bei 100 Prozent. Das bedeutet: Die Anleger einer Anleihe erhalten ihr Geld am Ende der Laufzeit komplett zurück – vorausgesetzt sie verkaufen die Anleihe vorher nicht und der Herausgeber der Anleihe (Emittent) geht nicht pleite.
Wie funktionieren Rentenfonds?
Je nach Anlagestrategie können Rentenfonds verschiedene Anlageschwerpunkte haben, etwa Anleihen in einer Währung, mit festen Laufzeiten oder aus einer Region oder Branche.
Rentenfonds, die aus einer Vielzahl einzelner Anleihen zusammengesetzt sind, haben im Gegensatz zu Anleihen in der Regel keine Laufzeitbeschränkung, da auslaufende Anleihen rechtzeitig durch neue ersetzt werden. Der Anleger kann also unbefristet investiert bleiben und muss nicht immer wieder eine neue Investmententscheidung treffen. Darüber hinaus wird das Risiko gestreut. Das bedeutet, wenn sich ein Emittent als zahlungsunfähig erweisen sollte, fallen die Verluste durch die vielen unterschiedlichen Anleihen im Fonds nicht so stark ins Gewicht. Zusätzlich prüft das Fondsmanagement vor der Investition, wie gut die Schuldner finanziell aufgestellt sind. Es erfolgt vorab also eine Bonitätsprüfung. Rentenfonds können ebenfalls das Zinsänderungsrisiko, also Verluste durch Zinsänderungen, vermindern. Durch das aktive Management können – je nach Zinsentwicklung und Marktlage – beispielsweise niedriger rentierende Papiere durch Anleihen mit höherer Rendite oder auch anderer Laufzeit ausgetauscht werden.
In Rentenfonds können Anleger einmalig investieren oder aber mittels eines Sparplans auch mit kleineren Beträgen. Es gibt übrigens auch Rentenlaufzeitfonds, die zu einem festgelegten Laufzeitende das eingesetzte Kapital komplett wieder an die Anleger zurückgegeben. In der Regel laufen solche Fonds 5 bis 7 Jahre.
Rentenfonds können die Risiken im Vergleich zu einzelnen Anleihen abmildern. Dennoch sind sie nicht gänzlich ohne Anlagerisiko. Wie oben beschrieben wird ein Rentenfonds durch marktbedingte Kursschwankungen und Ausfallrisiken einzelner Werte beeinflusst. Vor allem bei Wertpapieren mit hoher Verzinsung, niedriger Bonität oder aus Schwellen- beziehungsweise Entwicklungsländern muss der Anleger mit erhöhten Risiken rechnen. Ein Berater der genossenschaftlichen Bankengruppe berät interessierte Leser gerne dazu.
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Welche Unterschiede gibt es bei Rentenfonds?
Rentenfonds verfolgen verschiedene Anlagestrategien. Einmal wird der Schwerpunkt auf die Bonität, also die Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit der Emittenten gesetzt. Bei anderen Fonds steht zusätzlich die Laufzeit oder die Währung der Anleihen im Vordergrund der Investmententscheidung. Hier die wichtigsten Anlageschwerpunkte von Anleihefonds:
Bonität der Anleihen: Da wären beispielsweise Rentenfonds, die nur in Anleihen guter oder sehr guter Anlagequalität investieren, sogenannte Investment-Grade-Papiere. Dazu gehören in erster Linie deutsche oder US-amerikanische Staatsanleihen und ausgewählte Unternehmensanleihen. Die Fonds der Klassifizierung Hochzins, dem sogenannten „Speculative Grade“, hingegen investieren in Anleihen weniger kreditwürdiger Emittenten, die in der Regel auch höhere Zinsen zahlen, den sogenannten Risikoaufschlag.
Es gilt die Faustregel: Für Anleihen mit sehr geringem Kreditrisiko werden dem Anleger weniger Zinsen gezahlt. Für Anleihen mit schlechterer Bonität und höherem Verlustrisiko werden höhere Zinsen geboten. Es gibt natürlich auch Fonds, die Risikoklassen mixen, mit dem Ziel, eine insgesamt höhere Rendite zu erreichen. Die Risiken einzelner Anleihen und Rentenfonds werden durch eine Einstufung in gesetzlich definierte Risikoklassen transparent gemacht.
Laufzeit der Anleihen: Es gibt Rentenfonds, die Anleihen mit kurzen, mittleren oder langen Laufzeiten erwerben. Wenn der Leitzins sinkt, profitieren in der Regel vorwiegend langlaufende Anleihen von Kursgewinnen. Im Umkehrschluss gewinnen kurzfristig angelegte Rentenfonds an Wert, sobald der Leitzins steigt, da hier schneller höhere Kupons vereinnahmt werden können. Dieses Phänomen wird weiter unten noch näher beschrieben.
Währung der Anleihen: Rentenfonds können beispielsweise ausschließlich in Euro-Anleihen investieren oder in einen Mix verschiedener Währungen. Die Währung hat dann einen Einfluss auf den Gesamtertrag, wenn ein Rentenfonds außerhalb des Euro-Raumes investiert ist, und die Fremdwährung der Anleihen im Verhältnis zum Euro steigt oder sinkt. So konnten beispielsweise Rentenfonds, die US-Staatsanleihen enthalten, zuletzt zusätzlich vom Währungsgewinn des US-Dollars profitieren. Dies gilt aber nur für Fonds, die nicht währungsgesichert gemanagt werden.
Gewichtung der Anleihen: Wie oben schon erwähnt gibt es Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und andere Zinspapiere. Die Höhe der Rendite ist dabei in der Regel abhängig von der Art der Anleihe. Unternehmensanleihen, Schwellenländeranleihen oder Hochzinsanleihen bieten zum Beispiel oft höhere Verzinsungen als Staatsanleihen aus Industrieländern. Je nach Anlagekonzept des Fonds können die Schwerpunkte unterschiedlich gelegt werden – und damit auch die Höhe der Erträge variieren, die aus Kuponzahlungen erzielt werden können. In der Regel sind aber höhere Renditen mit höheren Risiken verbunden.

Warum bringen Rentenfonds Stabilität in das Depot?
Anleihefonds können im Depot die Kursbewegungen von Aktien durch regelmäßige Zinserträge und eine geringere Schwankungsbreite in der Wertentwicklung abfedern helfen. Denn Anleihen entwickeln sich historisch betrachtet meist entgegengesetzt zu den Aktienkursen. Wenn etwa Unsicherheit über die weitere (geo-)politische oder wirtschaftliche Entwicklung herrscht, sinkt die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer. Das heißt, die Nachfrage nach Aktien sinkt und die nach „sicheren Häfen“, also zum Beispiel sicheren Staatsanleihen, steigt: Die Kurse von Aktien fallen entsprechend, die der Anleihen steigen.
Warum sinken die Kurse von Rentenfonds, wenn die Zinsen steigen?
Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Kurse von Anleihen ist die Zinsentwicklung. Vereinfacht gesagt gilt: Steigen die Zinsen, sinken die Anleihekurse – und dabei die Kurse langlaufender Anleihen stärker als die Kurse kurzlaufender Anleihen. Bei fallenden Zinsen verhält es sich umgekehrt.
Auf den ersten Blick scheint die gegenläufige Wechselwirkung zwischen Anleihen-Kurs und Leitzins befremdlich. Auf den zweiten Blick wird es aber nachvollziehbar, denn hier wirkt das preisbestimmende Gesetz von Angebot und Nachfrage: Bei fallenden Zinsen legen bestehende Anleihen in der Regel an Wert zu, weil diese noch besser verzinst werden als die neu angebotenen Anleihen. Sie werden also stärker nachgefragt. Anders ausgedrückt: Anleger versuchen sich die bessere Verzinsung der bestehenden Anleihe zu sichern. Wenn hingegen die Zinsen steigen, so wie in den letzten Monaten, sinkt der Wert von bestehenden Anleihen. Das hängt damit zusammen, dass niemand vergleichsweise niedrig verzinste Anleihen haben möchte und lieber die Anleihen kauft, die höhere Zinsen garantieren. Momentan sieht es so aus: Vor der aktuellen Zinserhöhungsrunde boten zum Beispiel bestehende zweijährige Bundesanleihen Minus-Renditen. Für neue Anleihen werden jetzt Renditen um 3 Prozent geboten.
Kurs und Rendite sind bei Anleihen gegenläufig
Ein Beispiel verdeutlicht das: Ein Anleger kauft eine Anleihe im Wert von 1.000 Euro mit einer Laufzeit von 2 Jahren. Angenommen, der Leitzins am Kauftag liegt bei 3 Prozent und die Anleihe verspricht auch eine jährliche Zinszahlung von 3 Prozent. Nach genau einem Jahr ist der Leitzins mittlerweile auf 4 Prozent gestiegen. Die Anleihe zahlt aber weiterhin nur die 3 Prozent. An der Börse wird sich die Anleihe also nur zu einem niedrigeren Kurs verkaufen lassen. Der Kurs könnte bei 99 Prozent liegen. Wechselt die Anleihe nun die Hand, erhält der neue Besitzer für das letzte Jahr der Laufzeit also 3 Prozent Zinsen. Am Ende der Laufzeit bekommt er 100 Prozent, das heißt die gesamten 1.000 Euro, ausbezahlt. Da er aber nur 99 Prozent, also 1 Prozent weniger für die Anleihe bezahlt hat, liegt sein tatsächlicher Ertrag bei 4 Prozent: 3 Prozent Zinsen plus die 1 Prozent Kursgewinn. In einem aktiv gemanagten Rentenfonds analysieren die Fondsmanager jeweils genau, wann es Sinn macht, eine solche Transaktion vorzunehmen.

Warum sackten 2022 die Rentenfonds ungewöhnlich tief ab?
Im Ausnahmejahr 2022 galt die Regel, dass sich Anleihekurse gegenläufig zu Aktienkursen verhalten, vorübergehend nicht. Es trat der seltene Fall ein, dass beide Anlageklassen gleichzeitig Kursverluste einbrachten. Wie kam es dazu? Grund war die durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg enorm gestiegene Inflation, auf welche die Notenbanken mit beispiellosen Zinsanhebungen reagierten. Dadurch gerieten die Anleihekurse unter Druck, aber auch die Aktienkurse verloren. Denn durch die gestiegenen Renditen am Anleihenmarkt hatten die Anleger plötzlich wieder eine Alternative zu Aktien gefunden, was die Aktienbewertungen unter Druck setzte. Die Kurse an den Aktienmärkten fielen also, auch wegen der hohen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheit, ausgelöst durch den Krieg. In normalen Phasen würde als Gegenbewegung eine Flucht in „sichere Häfen“, also vornehmlich Staatsanleihen bester Bonität, einsetzen. Das wurde jedoch durch die Wende in der Geldpolitik verhindert und sorgte für ebenfalls fallende Kurse an den Rentenmärkten. Mittlerweile hat sich die Situation weitgehend beruhigt.
Was erwarten die Experten von Union Investment für dieses Jahr?
Das Fondsmanagement von Union Investment geht davon aus, dass sich die Inflation stabilisieren beziehungsweise langsam zurückgehen wird. Das bedeutet, dass die Notenbanken ihre Gegenmaßnahmen per Zinsanhebung verlangsamen und voraussichtlich im Lauf des Jahres beenden dürften. Im Euroraum sind noch Zinserhöhungen bis auf 3,75 Prozent (Einlagensatz) zu erwarten. Der US-Leitzins sollte ebenfalls noch weiter steigen, bevor er verharrt. Hier wird mit weiteren Erhöhungen auf 5,25 bis 5,5 Prozent gerechnet. Damit könnten die Leitzinsen im Jahresverlauf 2023 ihren Höhepunkt erreichen haben. Für Rentenfonds heißt das: Die Anleihekurse dürften sich stabilisieren, während das Zinsniveau insgesamt höher bleibt und damit die Zinszahlungen neuer Anleihen entsprechend üppiger ausfallen. Europäische Unternehmensanleihen beispielsweise warfen zuletzt rund 4 Prozent ab – bei guter bis sehr guter Bonität. Union Investment setzt zunächst vor dem Hintergrund der kommenden Zinserhöhungen und eventueller Kursverluste in diesem Zusammenhang noch auf Anleihen mit kürzeren und mittleren Laufzeiten. Sobald keine Zinsanhebungen mehr zu erwarten sind, werden auch längerfristige Anleihen wieder interessant.
Insgesamt sind Anleihen und Rentenfonds Geldanlagen, die nach wie vor Stabilität ins Depot bringen kann. Anleger, die das Risiko einer einzelnen Anleihe nicht tragen wollen und nicht die Zeit haben, sich regelmäßig über die möglichen Zinsentwicklungen und die jeweilige Bonität des Emittenten zu informieren, finden mit einem Rentenfonds eine Alternative. Die Bankberater aus der genossenschaftlichen Bankengruppe sind bei der Auswahl des passenden Rentenfonds gerne behilflich.
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