Krieg in Europa
Dienstag, 29.03.2022

Krieg in Europa

Was bedeutet das für Anleger?

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Die Europäer sind erschüttert: Krieg in der Ukraine – gerade mal 1.500 Kilometer von Berlin entfernt. Von einem Tag auf den anderen müssen die Menschen dort mit Zerstörung und Tod leben. Hunderttausende sind auf der Flucht. Die anderen Teile Europas können nur hilflos zusehen, spenden, demonstrieren. Alle sind betroffen: mental – aber auch wirtschaftlich. Die Auswirkungen des Kriegs sind unter anderem spürbare Preissteigerungen und Turbulenzen an den Finanzmärkten. Angesichts der Tragödie erscheint die Last, die wir hier in Deutschland dabei zu tragen haben, weniger bedeutend. Dennoch sorgen sich Anleger, was nun mit ihrem Vermögen passiert. Welche Einflüsse die neuesten Ereignisse auf Geldanlagen haben können und wie man reagieren kann, lesen Sie hier.

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Reaktion 1: Ruhe bewahren

Auf all die Ereignisse reagieren selbstverständlich auch die Investoren und damit die Börsen: Seit Jahresbeginn glich beispielsweise die Kurve des globalen MSCI-World-Index einer Zitterpartie – zunächst wegen der Erwartung, die großen Notenbanken würden die Zinsen anheben, später wegen der Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine. Dieser ließ auch die ohnehin schon hohen Preise für Öl und Gas noch weiter steigen. Denn Russland ist einer der größten Exporteure für Energierohstoffe, vor allem für Erdgas. Da wundert es wenig, dass der weltweite Aktienindex mit Beginn des Ukrainekriegs dann deutlich fiel. Auch der Deutsche Aktienindex (Dax) gab nach. Selbst Aktien von Unternehmen, die nicht direkt von den Sanktionen betroffen sind, gerieten wegen der großen Unsicherheit ins Minus.

Historisch betrachtet sollte diese Abwärtsbewegung für langfristig orientierte Anleger aber kein Grund zur Beunruhigung sein. Im Laufe der Zeit haben sich nach Kurseinbrüchen die Werte immer wieder erholt. Der MSCI World verlor beispielsweise aufgrund der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 innerhalb weniger Wochen mehr als 30 Prozent. Nach nicht einmal einem Jahr erholte er sich wieder und lag auf Vorjahresniveau.

Reaktion 2: Panikverkäufe vermeiden

Die größten Sorgen für Anleger waren bisher die Inflation und ein schneller Zinsanstieg. Dann kam der Krieg in der Ukraine. Einige Anleger verkauften ihre Aktien und investierten in Anlagen, die als sichere Häfen in Krisenzeiten gelten: Deutsche und US-Staatsanleihen sowie Edelmetalle wie Gold und Silber. Die vollen Auftragsbücher und guten Zahlen vieler Aktienunternehmen werden derzeit eher ignoriert. Beispielsweise verlor auch der Kurs der Mercedes-Benz Group, obwohl sie solide Zahlen und eine hohe Dividende bieten kann.

Kurz: Anleger laufen jetzt Gefahr, hektisch zu werden und Entscheidungen zu treffen, die möglicherweise nicht gut durchdacht sind. Aktien- oder Fondsanleger, die Schwächephasen an der Börse ausgesessen haben, waren in der Vergangenheit in der Regel gut beraten. Für alle, die langfristig ein Vermögen aufbauen und sich das hektische An- und Verkaufen von Aktien ersparen möchten, ist es wichtig, vorübergehenden Kursrückgängen mit Ruhe zu begegnen.

Reaktion 3: Barvermögen sichern

Die  Befürchtung, der Krieg könne die Rohstoffknappheit verschärfen, lässt die Preise weiter steigen. Wenn Energiepreise in die Höhe schnellen, werden meist auch die Konsumgüter teurer und es kommt zu erhöhten Inflationsraten.

Laut Statistischem Bundesamt parken Bundesbürger 2,9 Billionen Euro auf Giro- und Tagesgeldkonten oder sind im Zinsmarkt investiert (Stand: Ende Juni 21). Hier ist das Ersparte der Inflation hilflos ausgeliefert, weil keine oder nur sehr geringe Zinsen gegengerechnet werden können: Es findet eine schleichende Entwertung der Ersparnisse statt. Aufgrund der aktuellen Ereignisse ist es ratsam, sein Vermögen so anzulegen, dass es an der Entwicklung der Kapital- und Immobilienmärkte teilhaben kann. Zum Beispiel in Aktien, Aktienfonds, Immobilien und Immobilienfonds. Bei einem Investmentfonds wird das Geld in verschiedene Wertpapiere an den Kapitalmärkten investiert. Das bedeutet Ertragschancen, aber auch Risiken. Die Streuung in eine Vielzahl von Werten reduziert jedoch das Risiko. Nähere Informationen zu unseren Fonds finden Sie hier. Bitte lesen Sie die Verkaufsprospekte und wesentlichen Anlegerinformationen von Fonds, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen. Berücksichtigen Sie dabei alle Eigenschaften oder Ziele der Fonds, wie sie in den Verkaufsprospekten beschrieben sind.

Chance für grüne Energie

Der Krieg in der Ukraine hat die politischen Abhängigkeiten von Rohstoffen erneut aufgezeigt und unterstreicht die Notwendigkeit einer Energiewende für Deutschland. Die gesamte EU will deutlich vor 2030 ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland minimieren. Im Eiltempo wird jetzt auf erneuerbare Energie umgestellt. Ein klimaneutrales Wirtschaftssystem soll Europa Energiesicherheit geben. Union Investment bietet mit nachhaltigen Fonds unter anderem die Möglichkeit, in Unternehmen anzulegen, die zu einer Energiewende beitragen können.

Reaktion 4: Sich beraten lassen

Anleger, die sich für Wertpapiere entscheiden, haben nun die große Aufgabe, Einzelwerte und Branchen genauestens unter die Lupe zu nehmen: Das Investment sollte sich schließlich möglichst unabhängig vom Kriegsgeschehen entwickeln können. Unter einer Gasknappheit beispielsweise würden voraussichtlich zwei Schlüsselbranchen in Deutschland leiden: Die Chemie, die laut VCI (Verband der Chemischen Industrie e. V.) 31,4 Prozent des industriellen Erdgases verbraucht, und das Metallgewerbe. Für die Auswahl der geeigneten Wertpapiere sind Hintergrundwissen und Erfahrung wertvoll. Die Fondsmanager von Union Investment sind Profis mit jahrzehntelanger Erfahrung. Sie werten immer wieder die neuesten Ereignisse aus und passen die jeweilige Zusammensetzung der Fonds an – soweit es zu den Anlagerichtlinien des Fonds passt. Wenn Sie sich für einen Investmentfonds interessieren, helfen Ihnen die Berater der genossenschaftlichen Bankengruppe gern dabei, den passenden Fonds zu finden.

Hintergrundwissen: Zeitenwende

Ukraine

Der „Wandel durch Handel“, also eine wirtschaftliche Partnerschaft, die den beteiligten Staaten ein friedliches Miteinander garantieren sollte, scheint nicht mehr zu funktionieren. Immer wieder ist von einer „Zeitenwende“ die Rede, dem Beginn einer neuen Weltordnung. Ein paar Tage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar verschärfte der Westen die seit 2014 – Einmarsch der Russen auf der ukrainischen Halbinsel Krim – bestehenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Es wurden beispielsweise sämtliche Geschäftstätigkeiten mit der Notenbank in Moskau unterbunden. Dadurch hat Russland keinen Zugriff mehr auf einen Großteil seiner Rücklagen – insgesamt an die 630 Milliarden US-Dollar – und wird somit die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs nicht auffangen können.

Die Energieabhängigkeit Europas – und vor allem Deutschlands – verhinderte bisher allerdings ein noch härteres Durchgreifen: Im vergangenen Jahr musste Deutschland immerhin 71 Prozent seines Energiebedarfs importieren. In Deutschland benötigtes Rohöl, Erdgas und Steinkohle für Industrie und Privathaushalte werden bis dato zum größten Teil aus Russland geliefert. So fließt weiterhin Geld aus Europa in die Kriegskassen Russlands: Immerhin 700 Millionen Euro täglich – allein für die Gaslieferungen nach Europa. Die Erlöse aus dem Export von Energie machen in Russland ein Drittel des Staatshaushalts und der Wirtschaftsleistung aus. 

Der Krieg und die bisher verhängten Sanktionen treffen aber nicht nur die russische Regierung und Wirtschaft. Rohstoffmangel, Lieferengpässe, höhere Produktionskosten oder gar Produktionsstopps betreffen uns alle. Ein mögliches Szenario: erhöhte Inflationsraten, geringeres Wirtschaftswachstum, Hungersnöte auf der Südhalbkugel und eine teurere Rohstoffversorgung – um nur einige Folgen zu nennen. Frieren werden die Europäer im Übrigen aber eher nicht: Für die Gasversorgung gibt es einen europaweit gültigen Notfallplan, der die privaten Haushalte bei Gasknappheit verschont.

Es sind vor allem jene Branchen betroffen, bei denen durch die beschlossenen Sanktionen das Russlandgeschäft wegbricht. Ebenso schwierig ist die Situation für Unternehmen, die aus der Ukraine oder Russland bisher Material bezogen haben, das für die Herstellung ihrer Produkte notwendig ist. So musste beispielsweise Anfang März die Fertigung bei deutschen Autoherstellern wie Audi, Porsche und VW teilweise komplett gestoppt werden. Mitte März sahen sich deutsche Lebensmittelhändler aufgrund von Lieferengpässen bei Sonnenblumenöl gezwungen, rasch zu reagieren: Die Abgabemengen je Kunde wurden rationiert oder der Preis drastisch erhöht. Der Weltmarkt bezieht immerhin 51 Prozent des Sonnenblumenöls aus der Ukraine und 27 Prozent aus Russland. Es ist damit zu rechnen, dass der Krieg auch Auswirkungen auf die Fleisch- und Milchproduktion haben wird: Zwei Drittel des in Europa produzierten Sojas stammt aus der Ukraine und Russland. Soja ist ein wichtiger Rohstoff für die Produktion von Futter für Rinder, Schweine und Geflügel in Deutschland. Auch der Getreidemarkt ist stark betroffen: Weizen aus der Ukraine und Russland deckten bisher 30 Prozent des weltweiten Bedarfs. Wenn der Weizen nicht gesät und geliefert wird, ist mit Hungersnöten in ärmeren Ländern zu rechnen.

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