Goethe, Schiller, Finanzen
Montag, 31.10.2022

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Junge Menschen wollen in der Schule mehr über Geld lernen

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Warum steigen die Zinsen? Und was bedeutet die Inflationsrate für mein Erspartes? Zwei aktuelle Fragestellungen, die zeigen, wie hilfreich es sein kann, sich mit Finanzthemen auszukennen – auch, um eigene Finanzentscheidungen zu treffen. Dessen ist sich auch die heranwachsende Generation bewusst. Sie bewertet das Thema Finanzen als sehr wichtig, um gut auf das Leben vorbereitet zu sein. Junge Erwachsene halten sich diesbezüglich aber für nicht besonders kompetent. Entsprechend niedrig schätzen sie ihr eigenes Knowhow in Bezug auf Geldthemen ein. Verantwortlich für das fehlende Fachwissen machen sie vor allem die Schulen. Trotzdem ist die Hälfte der jungen Menschen mit der eigenen finanziellen Situation zufrieden. Auch Sparen scheint kein Fremdwort zu sein: Die meisten jungen Erwachsenen legen Geld zurück. So das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von über 2.000 Bundesbürgern zwischen 18 und 29 Jahren, die Forsa Mitte 2021 im Auftrag von Union Investment durchgeführt hat.

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Wunsch nach mehr Finanzwissen

Für die Vermittlung von Wissen rund um Geld, Finanzen und Wirtschaft sehen 85 Prozent der Befragten ganz klar die Schulen und Lehrer in der Verantwortung. 69 Prozent sind der Meinung, dass das Wissen über Geld und Geldanlagen innerhalb der Familie vermittelt werden sollte. Aber auch den Medien (36 Prozent), der Politik (34 Prozent) und den Finanzdienstleistern (33 Prozent) wird eine Bildungsaufgabe in Bezug auf das Thema Finanzen zugeschrieben.

Und werden die Erwartungen der jungen Menschen erfüllt? Leider nein: Mehr als die Hälfte (64 Prozent) der Befragten sind der Meinung, dass die Schulen bei der Vermittlung von Finanzwissen bisher keinen guten Job gemacht haben. Sie beurteilen die Leistungen der Bildungseinrichtungen hier als mangelhaft (23 Prozent) bis ungenügend (41 Prozent). Nur ein Bruchteil der jungen Menschen ist der Meinung, dass Schulen das Themenfeld Finanzen sehr gut (2 Prozent) oder gut (4 Prozent) im Blick haben. Insgesamt bewerten sie Lehrer für ihre Vermittlung von Finanzwissen mit der Schulnote 4,8. Eltern hingegen erteilen die Befragten eine befriedigende Note (2,8).

Bundesländervergleich: Schulen in Berlin schneiden schlecht ab

Die Schulen in Berlin bekommen von drei Viertel der jungen Befragten (75 Prozent) die Schulnote 5 oder 6 für die Vermittlung von Finanzwissen. In Rheinland-Pfalz/Saarland zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier beurteilen 73 Prozent der jungen Erwachsenen die Leistung der Schulen mit mangelhaft bis ungenügend.

Mittelmäßige Kenntnisse in Geldangelegenheiten

Der Wunsch, Wissen rund um das Thema Finanzen vermittelt zu bekommen, wird bisher also nur mäßig erfüllt. Entsprechend schätzen junge Menschen ihren eigenen Kenntnisstand ein: Nur knapp jeder Fünfte (19 Prozent) der Befragten gibt an, sich in Finanzthemen gut oder sehr gut auszukennen. Insgesamt wird das eigene Finanzwissen lediglich mit der Schulnote 3 bis 4 eingeschätzt (3,4). Am besten kennen sich die jungen Menschen mit dem klassischen Thema Zinsen aus und geben sich insgesamt die Note 3,1. Wobei 35 Prozent der jungen Leute meinen, sich gut bis sehr gut in puncto Zinsen auszukennen, und fast ebenso viele (32 Prozent) ihr Wissen nur mit ausreichend bis mangelhaft bewerten. Mit dem Begriff „vermögenswirksame Leistungen“ – einem Thema, das besonders wichtig für Berufseinsteiger ist – können mehr als die Hälfte (53 Prozent) der jungen Erwachsenen nichts oder nur wenig anfangen. Auch mit dem Thema Rendite kennen sich 52 Prozent der 18- bis 29-Jährigen eher schlecht oder gar nicht aus.

Bekannt ist bei den jungen Erwachsenen im Hinblick auf die Geldanlage das Sparbuch: Fast die Hälfte (46 Prozent) schätzt ihr Wissen hierzu als sehr gut oder gut ein. Insgesamt bewerten die Befragten ihre Kenntnisse rund um das Sparbuch mit einem Notendurchschnitt von 2,8. Deutlich weniger junge Menschen (28 Prozent) wissen gut oder sehr gut über Aktien Bescheid. Insgesamt wird der Einblick in diese Geldanlage mit der Note 3,4 bewertet, da fast ein Viertel (24 Prozent) den eigenen Aktienkenntnissen nur eine Schulnote zwischen 5 und 6 gibt. Das Wissen in Bezug auf Investmentfonds ist noch etwas schlechter: 23 Prozent haben hier zwar gute bis sehr gute Kenntnisse, im Durchschnitt wird das eigene Fondswissen allerdings nur mit der Note 3,7 bewertet.

Bundesländervergleich: Finanzwissen – in Berlin besteht Nachholbedarf

Die Berliner geben sich für ihre Finanzkenntnisse nur die Schulnote 3,8. In der Hauptstadt glaubt lediglich jeder zehnte junge Erwachsene, sich beim Thema Geld und Finanzen gut bzw. sehr gut auszukennen (10 Prozent). Rund jeder vierte Hauptstädter (26 Prozent) beurteilt das eigene Finanzwissen mit ungenügend oder mangelhaft. Am besten kennen sich junge Erwachsene beim Thema Zinsen aus, allerdings geben sich auch hier die Berliner die schlechteste Durchschnittsnote im bundesweiten Vergleich (3,3). Klassenbeste sind die Baden-Württemberger, die sich eine 2,7 geben. Mit dem Begriff Rendite können junge Menschen in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern am wenigsten anfangen und benoten ihr Wissen dazu mit 4,0. Am besten bewerten sich hier die bayerischen Befragten und schreiben sich immerhin eine 3,3 ins Zeugnis. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 3,7. 

Finanzthemen auf dem zweiten Platz

Obwohl die Befragten ihren Kenntnisstand bezüglich Geldangelegenheiten eher mittelmäßig benoten, hat das Thema Finanzen für junge Menschen einen sehr hohen Stellenwert: 90 Prozent meinen, dass der Themenbereich „Geld und Finanzen“ eine sehr große Rolle spielt, um gut auf das Leben vorbereitet zu sein. Damit liegt das Thema „Finanzen“ auf Platz zwei der lebensrelevanten Bereiche. Knapp hinter „Gesundheit und Ernährung“ (91 Prozent) und noch vor „Technik und IT“ (81 Prozent) und „aktiv Sport treiben“ (77 Prozent).

Besonders intensiv setzen sich junge Erwerbstätige mit ihren Finanzen auseinander (67 Prozent). Schüler hingegen interessieren sich mit 58 Prozent weniger für Finanzthemen. Insgesamt beschäftigt sich über die Hälfte der Befragten (58 Prozent) häufig oder manchmal mit Finanzthemen. Nur 14 Prozent der jungen Menschen befassen sich nicht oder fast nie mit dem Thema. Der Hauptgrund für das Desinteresse an Finanzangelegenheiten: Das Thema wird als zu kompliziert empfunden (42 Prozent).

Bundesländervergleich: Disziplin und Familie als Erfolgsfaktoren

Das Rezept, um erfolgreich zu sparen, ist für die meisten Disziplin (90 Prozent). Am häufigsten nennen die Befragten in Schleswig-Holstein diese als ausschlaggebenden Faktor für den Sparerfolg (96 Prozent). Dass man in der Familie gelernt hat, wie Sparen richtig funktioniert, halten insbesondere die Befragten in Nordrhein-Westfalen (81 Prozent), Sachsen und Niedersachsen/Bremen (jeweils 80 Prozent) für das Erfolgsrezept. Etwas anderer Ansicht sind die Befragten in Hessen. Hier halten nur etwa zwei Drittel (72 Prozent) der jungen Erwachsenen die Familie für den Erfolgsfaktor beim Sparen.
Besonders eifrige Sparer gibt es in Sachsen, hier sparen 71 Prozent regelmäßig. Auch die Berliner legen monatlich etwas auf die hohe Kante und landen auf Platz zwei der regelmäßigen Sparer (70 Prozent). In Niedersachsen/Bremen wird am wenigsten regelmäßig gespart (49 Prozent). Hier gibt es stattdessen viele, die das sparen, was übrig bleibt (41 Prozent). Mehr unregelmäßig Sparende gibt es nur in Sachsen-Anhalt/Thüringen (49 Prozent). Die meisten Nichtsparer leben in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz/Saarland (jeweils 11 Prozent).

Wie legen junge Menschen ihr Geld an?

Wenn die befragten Personen meinen, sich selbst nicht besonders gut in Geldangelegenheiten auszukennen, stellt sich die Frage: Wie legen junge Frauen und Männer ihr gespartes Geld denn nun an? Als besonders geeignete Formen der Geldanlage, um Gewinne zu machen, nennen die Befragten Aktien (61 Prozent), Immobilien (59 Prozent) und Aktienfonds (45 Prozent). Diese Einschätzung wirkt sich jedoch nicht direkt auf die Wahl der Sparform aus: Die am weitesten verbreitete Geldanlage unter jungen Menschen ist das Sparbuch: 42 Prozent geben an, ein solches zu besitzen. Immerhin jeder Dritte (33 Prozent) – bei den jungen Erwerbstätigen sogar fast jeder Zweite (45 Prozent) – spart mit Investmentfonds.

Bundesländervergleich: Investmentfonds im Kommen

Investmentfonds sind besonders in Bayern und Baden-Württemberg (jeweils 45 Prozent) beliebt. Junge Menschen in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern hingegen haben diese Sparform noch nicht in großem Ausmaß für sich entdeckt (19 Prozent).

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