Nachhaltig und zukunftssicher
Mittwoch, 19.04.2023

Nachhaltig und zukunftssicher

Artenschutz ist ein lohnendes Ziel – auch für Unternehmen und Anleger

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Wenn ein einzelner, seltener Wüstenkäfer ausstirbt, ist das traurig. Wenn aber jeden Tag in der ganzen Welt bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten nicht mehr überleben können, dann ist das äußerst gefährlich – auch für uns Menschen.

Insgesamt sind weltweit etwa eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Vor allem, weil wir Menschen immer mehr Nutzflächen für Essen, Wohnen, Verkehr oder Industrieproduktion beanspruchen und damit den Tieren und Pflanzen ihren Lebensraum nehmen.

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Artenschutz sichert die Vielfalt des Lebens

Doch es geht nicht nur darum, einzelne bedrohte Tiere und Pflanzen zu schützen, sondern um den Erhalt der gesamten Lebensvielfalt auf unserem Planeten – um die sogenannte „Biodiversität“ (bios = das Leben; diversitas = die Vielfalt). Je mehr Arten sterben, desto stärker ist auch unser aller Lebensraum bedroht: Weniger Fische, weniger Bienen, weniger Pflanzensamen oder weniger gesunde Böden bedeuten immer auch weniger Nahrung und weniger natürliche Rohstoffe. Wissenschaftler wie der mexikanische Ökologe Gerardo Ceballos halten das massive Tier- und Pflanzensterben sogar für noch gefährlicher als den Klimawandel: „Die Erde hat schon oft Perioden des Klimawandels durchlaufen, das Klima kann sich – nach Jahrtausenden – wieder erholen. Aber wenn wir diese Arten einmal verloren haben, werden sie nie zurückkehren. Wir verstümmeln den Baum des Lebens und gefährden damit in hohem Maße unser eigenes Überleben.“

Es ist daher ein erster Schritt in die richtige Richtung, dass die Staaten der Welt im Dezember auf der 15. UNO-Biodiversitätskonferenz (COP15) beschlossen haben, bis 2030 mindestens 30 Prozent der globalen Landflächen, Ozeane und Binnengewässer zu schützen und den Einsatz von Pestiziden zu halbieren.

Was tun Unternehmen heute für die Biodiversität?

Auch für die Wirtschaft wird das Thema Artenschutz immer wichtiger. Biodiversität bedeutet für Unternehmen mehr als Umweltschutz. Das Artensterben wird vor allem für die Agrar- und Lebensmittelindustrie sowie für die Hersteller von Körper- und Haushaltspflegeprodukten zu einem wachsenden wirtschaftlichen Risiko. Wer hier zu spät handelt, dem drohen Image-Verluste, höhere Kosten und niedrigere Erträge.

So existiert zum Beispiel in der Europäischen Union der Entwurf einer Verordnung über „entwaldungsfreie Produkte“ („deforestation-free products“). Geplant ist, dass die betroffenen Unternehmen unter anderem nachweisen sollen, dass ihre Lieferanten Produkte und Inhaltsstoffe wie Soja, Palmöl, Rindfleisch, Holz, Kakao oder Kaffee nicht auf frisch abgeholzten Flächen erzeugt haben – und damit zu einem Verlust an Biodiversität beigetragen haben.

Union Investment wollte wissen, wie gut sich diese Branchen auf die künftigen strengeren staatlichen Vorschriften eingestellt haben und was sie bereits jetzt freiwillig tun. Zu diesem Zweck befragte die Fondsgesellschaft im Jahr 2022 56 Konzerne, in die sie zu diesem Zeitpunkt mindestens drei Millionen Euro investiert hatte. Etwa die Hälfte der Unternehmen reagierte zunächst nicht.

Das Ergebnis: Effektive Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt sind bislang noch selten. Die meisten Unternehmen sind auf Regulierungsmaßnahmen im Bereich Biodiversität und Abholzung schlecht vorbereitet. Nur zwei Drittel der Firmen, die sich an der Befragung beteiligten, verfügen über klare Regeln, um zukünftig vermehrt Produkte anzubieten, die sich ohne das Abholzen von Wäldern erzeugen lassen. Sogar nur bei jedem zweiten Unternehmen umfasst dieses Regelwerk alle Regionen, Rohstoffe und Lieferketten.

Artenschutz – eine Chance für Firmen und Investoren

Der Druck auf die Unternehmen wächst. Die Umweltauflagen werden immer strenger: Beim Klimawandel schon seit längerer Zeit, bei der Biodiversität demnächst auch. Für diese Regelverschärfungen stehen drei Buchstaben: ESG . „E“ für Environment (Umwelt), „S“ für Social (Soziales) und „G“ für Governance (Unternehmensführung). Firmen, die hier zu wenig oder gar nichts tun, laufen mittel- bis langfristig Gefahr, für ihr Fehlverhalten zu bezahlen, weil  ihre Geschäftsmodelle möglicherweise nicht mehr zukunftsfähig sind.

Und genau dies macht den erforderlichen Wandel beim Artenschutz auch für Fondsgesellschaften wie Union Investment – und ihre Anleger – so spannend: Denn Geschäftsmodelle, die voraussichtlich in der Zukunft nicht mehr tragen, bedeuten sehr oft auch einen niedrigeren Aktienkurs. Das wiederum wollen Aktionäre möglichst vermeiden. Deshalb verlangen immer mehr Anteilseigner, dass die Firmen, denen sie ihr Geld gegeben haben, mehr für die Umwelt tun. Wenn nicht, ziehen unter Umständen viele Anleger und Fondsgesellschaften als letztes Druckmittel ihr Kapital ab.

Das heißt: Die kleinen und großen Sparer spielen eine entscheidende Rolle dabei, ob der erforderliche Umbau zu einer umweltgerechten Wirtschaft gelingt. Denn mit ihrem finanziellen Engagement und ihrer Ausdauer unterstützen sie Unternehmen in ihrem nachhaltigen Wandel. Und das sollte sich auch positiv auf die Entwicklung von deren Aktienkursen auswirken.

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