Mittwoch, 03.08.2022
Nachhaltigkeit wird fester Teil der Anlageberatung
Sparer sollen noch umfassender informiert werden
Die Themen Umweltschutz, bezahlbare und saubere Energie, gesunde Ernährung, ressourcenschonender Konsum sowie soziale Ungleichheit begleiten uns täglich fast überall. Erfreulich dabei ist, dass sich nachhaltiges Handeln immer mehr durchsetzt: in der Bevölkerung, der Politik und der Wirtschaft. Weltweit will die Politik den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit weiter beschleunigen und hat daher umfangreiche Maßnahmenpakete auf den Weg gebracht. So wird auch die Europäische Union (EU) in den nächsten Jahren Hunderte von Milliarden Euro in den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft investieren und setzt dabei auch auf die Unterstützung der vielen Millionen Sparer, die ertragreiche Anlagen suchen.
Das Thema hat also eine große Bedeutung, aber es bleibt viel zu tun. Denn für die meisten Bundesbürger passen Nachhaltigkeit und Geldanlage nicht zusammen – so die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Rheingold Instituts im Auftrag von Union Investment. Es dominieren weiterhin klar die klassischen Sparziele Rendite und Sicherheit (fast 50 Prozent der Befragten). Nur für 10 Prozent ist es ein Motiv, mit ihren Investments eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Der Schritt hin zu einer tatsächlich nachhaltigen Geldanlage ist für viele Anleger offensichtlich noch zu groß. Viele wünschen sich mehr Informationen zur nachhaltigen Geldanlage. Genau hier setzt nun auch der Gesetzgeber an und hat die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage in der Anlageberatung ins Leben gerufen. Hinter diesem etwas sperrigen Wort stecken komfortable Vorteile – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Anleger.
Newsletter
Interessieren Sie sich für die Finanzwelt? Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und erhalten Sie einmal im Monat alle Neuigkeiten rund ums Geld.
Nachhaltigkeitspräferenzabfrage – was ist das genau?
Bereits 2018 wurde die Richtlinie MiFID II (Abk. für Markets in Financial Instruments Directive) in Kraft gesetzt, um Anleger vor Fehlinvestitionen zu schützen. Seither werden beim Beratungstermin neben den Erfahrungen und finanziellen Möglichkeiten des Anlegers auch die Anlageziele – Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit – strukturiert anhand eines Fragebogens besprochen. Die Befragung und die daraus folgende Beratung beziehen sich allerdings nur auf die finanziellen Ziele des Anlegers. Nichtfinanzielle und ideelle Ziele werden bislang nicht berücksichtigt.
Die Europäische Kommission hat nun im Zusammenhang mit der Umsetzung ihres Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums die MiFID-II-Richtlinie erweitert. Ab dem 2. August 2022 wird die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage ein fester Bestandteil der Anlageberatung und der Vermögensverwaltung sein. Im Gespräch wird der Anleger gefragt, ob er nachhaltig anlegen und wo er bei einer vorhandenen Nachhaltigkeitspräferenz seine Schwerpunkte setzen möchte. Daraufhin werden ihm passende nachhaltige Geldanlagen empfohlen.

Die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen erhöht für den Anleger die Transparenz über die tatsächliche Nachhaltigkeitswirkung einer Geldanlage und ermöglicht es, individuelle Nachhaltigkeitswünsche im Depot zu berücksichtigen.
Warum wird die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage eingeführt?
Mit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens im Dezember 2015 haben sich 195 Staaten verpflichtet, einen Beitrag zu den vereinbarten Klimazielen zu leisten und für eine nachhaltigere Entwicklung der Gesellschaft und Wirtschaft zu sorgen. Laut der aktuellen Studie „Net-Zero Deutschland“ der Beratungsfirma McKinsey soll das Ziel der Klimaneutralität um die 6 Billionen Euro kosten – allein für Deutschland. Das sind Summen, die der Staat allein nicht tragen kann.
Um Kapital in nachhaltige Investitionsprojekte zu lenken, braucht es die Hilfe der Finanzwirtschaft. Unterstützen soll das ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das unter anderem die Aufnahme des Themas Nachhaltigkeit in der Anlageberatung vorsieht. Das Maßnahmenpaket zeigt bereits Erfolge: Beispielsweise hat das verwaltete Vermögen von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen laut BVI (Bundesverband Investment und Asset Management/Vermögensverwaltung) Ende März 2022 einen Gesamtumfang von 563 Milliarden Euro erreicht. Das entspricht 40 Prozent des gesamten Publikumsfondsvermögens. Das ESG-Investment wird sozusagen Standard.
Besonders interessant für Anleger sind jetzt nicht nur Unternehmen, die nach der ESG-Bewertung bereits an erster Stelle stehen, sondern auch Konzerne, die ihre Infrastruktur jetzt oder in nächster Zeit unter Nachhaltigkeitsaspekten umgestalten, Produktionsanlagen austauschen und Prozesse neu organisieren.
Befragungstermin vereinbaren
Anleger, die am nachhaltigen Umbau aller Wirtschaftsbereiche teilhaben möchten, können aktiv auf ihren Berater der genossenschaftlichen Bankengruppe zugehen und eine Beratung mit Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen vereinbaren. Ein Termin ist auch für Anleger sinnvoll, die bereits nachhaltig investiert sind, und ihre Depotzusammenstellung noch stärker auf ihre persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen ausrichten möchten.
Ihre Bewertung:
Vielen Dank für Ihre Bewertung.
So fanden andere den Artikel:
Sobald Sie Ihre Bewertung abgegeben haben, ist auch das Gesamtergebnis sichtbar.
Mehr über nachhaltige Geldanlagen erfahren


Allerdings stören mich diese penetranten Hinweise enorm. Man kann keine Zeitung mehr aufschlagen, kein Fernseher mehr einschalten ohne ständig mit diesem Thema konfrontiert zu werden.
Bei der Geldanlage bin ich selbst in der Lage entsprechende Produkte auszuwählen. Wer bezahlt denn den zusätzlichen Aufwand für diese Nachhaltigkeitsberatung?
Ich frage mich nur, ob wirklich bereits alle/die meisten Produkte in Sachen Nachhaltigkeit messbar sind, so dass die Berater auf entsprechende Quoten abstellen können.
Und wenn Sie dazu auffordern, einen Termin mit dem Berater des Vertrauens zu machen, sind die bundesweit ausreichend geschult und auskunftsfähig?
Ihr Kommentar zum Artikel
Vielen Dank für Ihren Kommentar!
Sie erhalten eine E-Mail mit einem Bestätigungslink. Ihr Kommentar wird erst nach Ihrer Bestätigung veröffentlicht.